30 Oktober 2010

Finale furioso

…in Barmstedt: Unser letzter Kurs zu Gitarrenbau und –reparatur in der Jugendbildungsstätte.

Die renovierungsbedingte Schließung des Gebäudes im kommenden Jahr nutzen wir als Denkpause: Wollen wir weitermachen? Wo? Wie? Oder ist es nach mehr als 30 Jahren Kursorganisation und –leitung genug? Ein schöner Abschlusskurs jedenfalls, klein und in entspannter Athmosphäre.

Der Abschiedsabend dann ein fulminantes Fest mit ehemaligen Kursteilnehmern und Gästen, die Hannabach und uns in dieser langen Zeit begegnet sind. Spaghetti-Kochen in der Großküche (5 kg, eine echte Herausforderung!), herbstlich-bunt geschmückte Essenstafel und abwechslungsreiche konzertante Beiträge, Feiern bis spät in die Nacht.


Die „Barmstedter Lektionen“, als Arbeitsblatt-Sammlung zur Theorie und Praxis des Gitarrenbaus in den letzten Kursjahren konzipiert und herausgegeben, wollen wir mit interessierten „Ehemaligen“ auf jeden Fall weiterführen. Vielleicht lassen sich darüber hinaus auch Ansätze für einen neuen Kurs entwickeln – wir bleiben neugierig!

05 Oktober 2010

Urlaubsbekanntschaft


Endlich Urlaub, drei Wochen Südfrankreich, im Languedoc. Mittelalterliches Haus in einem kleinen Dorf, eine gute Gelegenheit, sich nach zwei Wochen bei allen Balken und Türstürzen persönlich vorgestellt zu haben. Wandern, Touren mit dem Rad.
Dann eine Woche Malaucene am Fuß des Ventoux. Auf einer Tour über den Berg (für Radfreunde), nach Sault, die Gorges du Nesque, rauschender Abfahrt nach Villes sur Auzon eine Entdeckung. Kleines Ladengeschäft, Reklameschilder: die Halbschablone eines Gitarrekorpus. Verschiedene Zupfinstrumente im Fenster.
Anderntags wagten Margarete und ich einen Besuch und trafen einen Kollegen: Christophe hat in Mittenwald gelernt und seit den neunziger Jahren seine Werkstatt in Villes sur Auzon. Er baut Konzert- und Flamencogitarren und restauriert Gitarren des 19.Jahrhunderts.
Es war ein schöner Nachmittag in freundlicher, offener Atmosphäre: Danke für Deine Zeit, Christophe!

02 August 2010

summertime

Gerade noch war vom Winter die Rede und schon ist der Sommerzenit überschritten - seit gestern sind die Mauersegler fort, die ziehen nun bereits in ihr Winterquartier im Süden. Wir können nicht mit und versuchen, unser Arbeitspensum irgendwie mit den etwas außer Kontrolle geratenen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerten in Einklang zu bringen - es gibt Arbeiten, bei denen ist allein der Gedanke schweißtreibend...
Zwei Ausstellungen bei der Zevener und der Rotenburger Gitarrenwoche liegen hinter uns, unser Kurs "Gitarre von A bis Z" im Oktober in Barmstedt rückt näher. Bevor es aber wirklich Herbst wird, genießen wir noch ein bißchen Sonne und Garten.

Schöne Ferien!

13 April 2010

Winter ade - Risse tun weh


Zwar ist es immer noch (zu) kalt, aber der strenge Winterfrost ist doch vorbei und damit - für dieses Jahr - die Hochsaison der Holzrisse an Gitarren und anderen Instrumenten.
Holz "arbeitet", das heißt: Es reagiert auf Feuchtigkeit und Trockenheit, indem es sich ausdehnt oder zusammenzieht. Da aber die Hölzer eines Instruments einen fest verleimten Korpus bilden und sich nicht beliebig in ihren Ausdehnung verändern können, kommt es bei extremer Trockenheit zu Spannungen, die sich in Rissen "entladen".
Besonders niedrige Luftfeuchtigkeitswerte - das ist vielen Spielern nicht bewusst - gibt es bei uns im Winter. Die kalte Luft kann nur wenig Feuchtigkeit speichern. Wird diese Luft z.B. nach dem Lüften in der Wohnung erwärmt, sinkt die im Raum vorhandene Luftfeuchtigkeit rapide ab. Statt der für Instrumente wie für Menschen bekömmlichen Luftfeuchtigkeit von 50 - 60 % sinken die Werte plötzlich auf 20 - 30 %; das Instrumentenholz zieht sich zusammen und schon ist es passiert.
Besonders häufig treten Trockenrisse im Deckenholz der Instrumente auf, speziell bei Fichtendecken. Typische Trockenriss-Regionen sind die Bereiche neben dem Griffbrett, neben dem Steg und am Unterbug der Gitarre.
Was ist zu tun? Deckenrisse sollten grundsätzlich immer repariert werden. Bei Rissen im Schwingungsbereich der Decke (d.h. unterhalb des Schallochs) sollten die Saiten sofort entspannt und das Instrument möglichst bald instandgesetzt werden. Risse neben dem Griffbrett sind nicht ganz so kritisch, müssen aber längerfristig ebenfalls behoben werden.
Der Gitarrenbauer wird derartige Risse in der Regel "ausspanen". Dabei wird der Riss zunächst mit dem Schnitzer vorsichtig erweitert und begradigt.
Dann wird ein feiner Holzspan genau an die Rissstärke angepasst, verleimt und "verputzt", d.h. an die Deckenfläche angepasst, geschliffen und mit Lack retuschiert.

Und weil's ein harter Winter war, hatten wir mit dieser Art von Reparaturaufträgen einiges zu tun.




Leider gab es im Werkstattumfeld noch andere Winteropfer: Unsere beiden prächtigen Oleander und die (vom Kollegen Michael Sander aus Kernen gezogenen) Zitrusbüsche sind dahin...